Lebensmittel fotografieren: Zum Anbeißen lecker


Foto: Manuel Murgas
Foto: Manuel Murgas

Bei der Fotografie von Lebensmitteln (in Fachkreisen oftmals auch Food-Fotografie genannt), denkt man meist unweigerlich an diejenigen, die im Restaurant ihr Smartphone über den Teller recken um es dann nüchtern und unspektakulär aus der Vogelperspektive zu dokumentieren. Die sozialen Netzwerke sind voll davon und ich denke man ist sich einig, wenn man sagt, dass das kaum etwas mit anspruchsvoller Fotografie zu tun hat.

Welche Gründe es auch immer haben mag, dass Leute von der Portion Pommes bis hin zur Weihnachtsgans alles ablichten und in den Netzwerken zur Schau stellen – die Grundidee dahinter ist oftmals gar nicht mal so schlecht. Das Fotografieren von Lebensmitteln mit all ihren Facetten hat durchaus ihren Reiz und kann sehr viel Spaß machen. Nicht nur für den Fotografen selbst, sondern auch für den Betrachter.

Ein gutes Beispiel dafür sind die Produktfotos von diversen Fastfood-Ketten, bei denen einem wirklich das Wasser im Mund zusammenlaufen kann. Und mal ehrlich, wer hat sich noch nie gewünscht, einmal den Pappkarton vom Burger zu öffnen und tatsächlich so ein frisches Prachtexemplar darin vorzufinden? Doch was unterscheidet eigentlich die professionellen Lebensmittelfotografien von jenen, die kurz einhändig mit dem Smartphone eingefangen werden? Vor allem der Bildausschnitt, die Perspektive und nicht zuletzt die geschickt gesetzte Schärfentiefe.

Profifotografen überlassen hierbei nichts dem Zufall: Wassertröpfchen auf Gemüse unterstreichen dessen Frische, Fleisch wird schräg angeschnitten und zeigt einen appetitlichen Farbverlauf in Zartrosa. Es stehen also die Dinge im Vordergrund, die wir auf der einen Seite erwarten (niemand würde einen welken Salat garnieren und anschließend fotografieren) und die auf der anderen Seite unseren Appetit anregen. Um dies eindrucksvoll einfangen zu können, kommen oftmals Makroobjektive zum Einsatz. Diese Festbrennweiten sind wahre Meister der kontrollierten Schärfentiefe und ermöglichen es dem Fotografen aufgrund ihrer geringen Naheinstellgrenze, extrem nah an das Motiv heranzukommen.

In Kombination mit einer geringen Schärfentiefe werden Details punktuell in Szene gesetzt wohingegen andere Teile des Motivs eher unscharf erscheinen und so als eine Art Rahmen des Gesamtarrangements fungieren. Nicht selten kommen in diesem Bereich Blendenwerte von f/2,8 und geringer zum Einsatz. Doch auch mit einer Blende von f/4,0 lassen sich äußerst ansehnliche Ergebnisse erzielen. Für die ersten Versuche im Bereich der Lebensmittelfotografie ist auch nicht zwangsläufig direkt ein Makroobjektiv notwendig. Die erste Versuchsreihe kann genauso gut mit einem guten Zoom-Objektiv und der niedrigsten Blendenzahl (also der größtmöglichen Blendenöffnung) unternommen werden.

Wichtig ist, dass der Betrachter nicht nur durch das gezielte Setzen der Schärfe, sondern vor allem auch durch die Bildkomposition durch selbiges geleitet wird. Das ist übrigens auch der Grund, weshalb uns die meisten Fotos von Lebensmitteln auf sozialen Netzwerken so furchtbar langweilig vorkommen. – Sie erzählen dem Betrachter keine Geschichte, sie dokumentieren nur (und auch das selten wirklich gut). Um sich aus dieser unüberschaubaren Masse abzuheben, werden besondere Bildausschnitte, Perspektiven und raffiniert mit der gesetzten Schärfe herausgearbeitete Details notwendig. Besonders wichtig: Man muss nicht zwangsläufig das gesamte Steak abbilden, damit der Betrachter erkennen kann, dass es sich hierbei um ein Steak handelt.

Darüber hinaus kann man im Bereich der Makrofotografie auch durchaus mal mit den sonst üblichen Konventionen brechen. Architektur sollte man beispielsweise eher nicht mit einem schrägen Bildausschnitt fotografieren, selbiges gilt auch für einen Sonnenuntergang über dem Meer. In Abhängigkeit des Motivs kann bei einer Makroaufnahme beispielsweise eine im 45°-Winkel befindliche Kameraposition wahre Wunder bewirken. Generell spielt die Wahl des Hintergrunds in der Fotografie eine wichtige Rolle bei der Bildkomposition. Insbesondere in der Makrofotografie, vor allem auch dann, wenn Lebensmittel als Motiv fungieren, sollte dieser mit Bedacht gewählt werden. Unruhige Hintergründe lenken zu schnell von den eigentlich zu zeigenden Details ab und gehen zu Lasten der Harmonie des Gesamtwerks.

Aus diesem Grund werden oftmals Hintergründe mit wenig bis hin zu keiner Struktur eingesetzt. Ideal für die Lebensmittelfotografie eignen sich beispielsweise Holztische. Sie vermitteln nicht nur das entsprechende Gefühl des Esstischs, sondern unterstreichen mit ihrer natürlichen Holzstruktur sanft das im Fokus befindliche Motiv. Obwohl schön strukturierte Natursteintische auch durchaus ihren Reiz haben, bringen sie (je nach Art des Natursteins) oftmals eher eine kühle, unruhige Komponente mit sich. Aufgelockert kann das Ganze durch einen entsprechend eingedeckten Tisch werden – zum Beispiel mit einem gefüllten Glas Rotwein, dass sich außerhalb des Schärfebereichs im Hintergrund befindet.