Die Kamera ist gekauft, der erste Schritt in die Welt der Spiegelreflex-Fotografie ist getan. Unzählige Knöpfe auf der Kamera und zunächst verwirrend wirkende Angaben auf den Wechselobjektiven sorgen für eine erste Unsicherheit. Selbst wer fleißig die Bedienungsanleitung studiert, steht unweigerlich vor unzähligen Fragen. Hat man die ersten Fallstricke bei der Bedienung der Kamera erstmal gemeistert, kommen auch schon die fachspezifischen Fragen zur Fotografie. Die meisten Einsteiger greifen in diesem Moment zu einem der zahlreichen Fachbuchtitel und kämpfen sich müßig durch die einzelnen Kapitel. Nicht selten bleibt hier der Lernerfolg auf der Strecke, da man sich eben entweder auf das Lesen oder auf die Kamera konzentrieren kann.
Ich persönlich habe mir im Jahre 2006 den Traum von der ersten digitalen Spiegelreflexkamera erfüllt. Gerne hätte ich eine entsprechende Akademie besucht oder bei einem Fotografen den Umgang mit der Kamera gelernt. Doch wie so oft fehlte hierfür die notwendige Zeit. Mit Hilfe von Fachbüchern und Artikeln in Foto-Zeitschriften habe ich mich Schritt für Schritt an die Materie herangetastet. Eine damals noch nicht existente, aber heute vorhandene Alternative stellen Online-Video-Kurse dar. Preisgünstig kann man sich hier die Fotografie-Akademie auf den eigenen Computer holen und das Hobby sinnvoll mit dem Alltag vereinen. Erfahrene Dozenten stellen anschaulich die Inhalte dar und die einzelnen Vorträge lassen sich exakt an das individuelle Lerntempo anpassen. Eine dieser Wissensplattformen ist Lecturio, die ich für meine Leser ausführlich unter die Lupe genommen habe. Über 5.000 Kurse hat das 2008 in Leipzig gegründete Unternehmen im Angebot. Hierbei werden Bereiche wie Wirtschaft, Software, Jura und Medizin, aber auch Hobbys wie Fotografie abgedeckt.
Einer dieser Kurse trägt den Titel „Fotografieren lernen“ und wird von Dozent Georg Banek geleitet. Er ist Fotograf, Fachautor und Fototrainer bei der Artepictura-Akademie. Das Grundlagenseminar reicht von Foto-Theorie über Kameratechnik bis hin zu technischem Know-how im Umgang mit der Kamera und ihren diversen Funktionen. Der Grundlagenkurs ist in 29 Vorträge unterteilt, für die zusätzlich 22 Lernmaterialien zum Abruf zur Verfügung stehen. Im zweiten Teil widmet sich Banek der Porträtfotografie. Ein interessantes und gleichsam sehr beliebtes Genre der Fotografie. In 38 Vorträgen führt er den Studenten in die Kunst des Porträtierens ein. Die 19 Lernmaterialien enthalten wichtige Informationen zu den Vorträgen und eignen sich darüber hinaus ideal als Nachschlagewerk, falls doch mal Fragen aufkommen sollten.
Man könnte nun meinen, dass es einem Dozenten mit jahrelanger Erfahrung in diesem Bereich schwer fallen könnte, absoluten Einsteigern die Kunst der Fotografie nahe zu bringen – doch weit gefehlt. Banek trägt nicht nur sehr angenehm vor, sondern erklärt vor allem sehr bodenständig, worauf es im Detail zu achten gilt. Kleinere Versprecher in den Vortragsaufnahmen machen die Kurse für mich persönlich viel authentischer und menschlicher, als perfekt zusammengeschnittene Studioaufnahmen, die monoton Wissen zu vermitteln versuchen. Am Anfang eines jeden Vortrags gibt der Dozent einen kurzen Überblick darüber, was der Student in diesem Abschnitt erfahren wird und was nicht. Letzteres finde ich vor allem deshalb so sympathisch, da eine Vortragsreihe mit dem Titel „Fotografieren lernen“ natürlich auf den ersten Eindruck etwas hochgegriffen erscheint. Um dem entgegenzuwirken zeigt sich der Fototrainer hier durchaus realistisch und verweist darauf, dass man nicht drumherum kommen wird, auch selbst die Kamera in die Hand zu nehmen um eigene Erfahrungen zu sammeln und das Gelernte entsprechend anwenden zu können.
Mit einer Gesamtlaufzeit von 48 Stunden und 19 Minuten der beiden aktuell abrufbaren Vortragsreihen bekommt man mehr, als nur einen schnellen Überblick über die Fotografie. Georg Banek erklärt in den 67 Vorträgen nicht nur alles, was man rund um das Thema Fotografie wissen muss, sondern er macht es darüber hinaus auch anhand von Beispielbildern und verständlichen Schaubildern optisch nachvollziehbar. Jeder Vortrag ist in einzelne Sektionen gegliedert, zu denen man bequem per Inhaltsverzeichnis springen kann, wenn man mit dem einen oder anderen Thema bereits vertraut sein sollte. Als besonders praktisch empfinde ich die Lernmaterialien, welche ergänzend zu den Vorträgen heruntergeladen werden können. Am Ende der Vortragsserie wartet zum Abschluss ein Quiz auf den Studenten. So lässt sich völlig unkompliziert das gewonnene Wissen überprüfen und der Lernfortschritt ermitteln. An dieser Stelle sei angemerkt, dass es selbstverständlich nicht notwendig ist, alle Beiträge anzusehen oder gar das Quiz bestehen zu müssen, um weitere Vorträge ansehen zu können. Vielmehr handelt es sich um kleine Hilfsmittel, um den persönlichen Lernerfolg besser einschätzen und eventuell gezielt nachbessern zu können. Möglicherweise auftretende Wissenslücken können durch Nachschlagen in den Lernmaterialien oder durch erneutes Ansehen der relevanten Vortragsstellen bei Bedarf schnell und effektiv geschlossen werden. Zudem besteht die Möglichkeit, jederzeit eine Nachricht an den Dozenten zu schicken, um eine persönliche Hilfestellung zu erhalten.
Was die technische Umsetzung anbelangt, setzt Lecturio übrigens auf einen sogenannten „Double-Frame-Player“, welcher neben dem Vortrag des Dozenten auch gleich parallel dazu die entsprechende Präsentationsfolie zeigt. Besonders raffiniert ist, dass man mit nur einem Klick zwischen den Ansichten wechseln kann. Wer keinen Laptop zur Hand hat oder nicht vor dem heimischen Computer lernen möchte, hat die Möglichkeit, alle Kurse auch unterwegs zu sehen. Für Besitzer von Geräten mit Android- oder iOS-Betriebssystem steht eigens eine kostenlose App zur Verfügung, mit der sich alle Inhalte bequem auf der Couch aber auch jederzeit Unterwegs abrufen lassen. Allen anderen sei die mobile Version der Homepage ans Herz gelegt, mit welcher ebenfalls auf alle Inhalte zugegriffen werden kann.
Die ersten beiden Vortragsreihen haben einen guten Eindruck hinterlassen, sodass man schon jetzt auf den dritten Teil gespannt sein darf, welcher in naher Zukunft die Bildgestaltung thematisieren wird. Der abschließende vierte Teil des Seminars (aktuell ebenfalls noch nicht verfügbar) wird sich mit der Lichtführung befassen, bei dem auch die Vorgehensweisen bei verschiedenen Settings beleuchtet werden sollen.