Der Wald im Frühling – Ein Spielplatz für Fotografen


Umgestürzter Baumstamm (Wiesbaden 2014)
Foto: Manuel Murgas

Vergangenes Wochenende war ich in den Wäldern, etwas außerhalb von Wiesbaden gelegen, unterwegs. Obwohl schon die ersten Pflanzen austreiben und vereinzelt Blumen am Wegesrand zu finden sind, wirkt der Wald noch relativ kahl. Die einzelnen Bäume verlieren sich im Blick in den Wald, ganz ohne ihr saftig grünes Laub in den Kronen. Zwischendrin findet man den einen oder anderen Nadelbaum, der sich von den Jahreszeiten kaum beeindrucken lässt. Er erstrahlt in einem schönen Grün und setzt einen Farbklecks in die recht eintönige Szenerie. In diesem Moment ist es im Wald relativ ruhig, man hört kaum Tiere, die im Laub auf dem Waldboden rascheln oder in den Baumkronen umherspringen. Die Stille lädt förmlich dazu ein, etwas umherzulaufen und vereinzelt vom befestigten Waldweg abzuschweifen, um um geeignete Fotomotive zu suchen. Auf einem abgesägten Baumstumpf unweit des Waldweges entdecke ich einen kissenartigen Moosbewuchs. Ein alter Baumstumpf und etwas Moos – nichts, was man noch nie im Leben gesehen hätte. Nach den ersten Fotos blicke ich kritisch auf das Display meiner Kamera und ziehe weiter. Erst am Computer entdecke ich die vielen Details, die in dieser Aufnahme stecken.

Kissenartiger Moosbewuchs auf einem Baumstumpf (Wiesbaden 2014)
Foto: Manuel Murgas

Ich glaube Makroaufnahmen muss man wirklich mögen. Manch einer kann mit diesen nicht selten Bildfüllenden Nahaufnahmen nur wenig anfangen. Ich bin ein absoluter Fan von diesen Aufnahmen, die etwas von einer „erweiterten Realität“ haben. Mit diesen Bildern kann man kleinste Details zeigen, die dem normalen Betrachter bislang entgangen sind. Selbst die banalsten Dinge wie ein Mooskissen bekommen einen ganz besondere Qualität, wenn man das Augenmerk auf diese beeindruckend feinen Strukturen der Natur richtet. Mit dem bloßen Auge vermag man diesen Detailreichtum sonst kaum wahrzunehmen.

Zwischenzeitlich scheint mein Streifzug durch den Wald im Hinblick auf mögliche Fotomotive etwas an Substanz zu verlieren. Um diese Jahreszeit fehlt es eben noch etwas an Leben im Wald. Mein Rundkurs durch den Wald nähert sich dem Ende und ich gelange zum Ausgangspunkt meines Spaziergangs. Dort treffe ich dann noch auf ein tolles Motiv. Ein kräftiger Baum scheint bei einem Sturm im Herbst umgeknickt zu sein und versperrt den Weg. Der Baum ist relativ dicht über dem Waldboden abgeknickt, in etwa hüfthoch. Bis auf die Bruchstelle ist der Stamm in einem relativ guten Zustand. Zwangsläufig muss ich mir den Weg um das Hindernis bahnen und wage einen Blick in die Bruchstelle. Der insgesamt ziemlich massiv wirkende Baumstamm hat sich hier in seine Bestandteile zerlegt. Er wirkt fast wie eine halbierte Zwiebel. Holzsplitter unterschiedlichster Stärke stehen zu allen Seiten ab und erwecken den Anschein, als sei der Baum just in diesem Moment umgeknickt.