Anders denken – Mit Sinn fürs Detail


Alte Oper Frankfurt bei Nacht (2013)
Foto: Manuel Murgas

Ich erinnere mich noch sehr gut an die Anfangszeit mit meiner digitalen Spiegelreflexkamera. Ich hatte mir direkt ein Weitwinkelobjektiv gekauft und habe anfangs sehr dokumentarisch fotografiert. Das Weitwinkelobjektiv bot mir in nahezu jeder Position die Möglichkeit, Dinge „wie gesehen“ abzubilden. Das hat zwar einen hohen dokumentarischen Wert, lässt mich aber im Nachhinein manchmal etwas müde durch das Fotoarchiv blättern. Es fehlt so das gewisse Etwas, dass das Auge durch das Bild führt und es für den Betrachter interessant macht. Viele der damals so fotografierten Motive würde ich heute wahrscheinlich ganz anders in Szene setzen. Ich würde mich viel mehr auf die relevanten Details konzentrieren, anstatt möglichst alles auf das Bild zu bekommen.

Wahrscheinlich werden viele Leser diese Erfahrung mit mir teilen. Im Nachhinein, mit etwas Abstand betrachtet, ist es dennoch gut, diese Erfahrung gemacht zu haben. Bewusst wurden mir die Möglichkeiten der Fotografie mit vielen Details im Grunde durch den Kauf meines Macroobjektivs. Es handelt sich hierbei um eine Festbrennweite, was bedeutet, dass ich den Bildausschnitt nicht bequem am Objektiv regulieren kann, sondern den Abstand zum Motiv ändern muss. Ein spannendes Bild lediglich am Bildausschnitt festzumachen, wäre jedoch zu einfach. Das typische Urlaubsbild verkörpert das, was uns der Reiseführer als sehenswert empfiehlt. Man kann gewissermaßen nicht in Paris gewesen sein, ohne ein Foto vom Eifelturm gemacht zu haben. Ich muss gestehen, dass ich auch immer gerne die Sehenswürdigkeiten einer Stadt fotografiere. Es ist eben nunmal so, dass wir Menschen uns an diesen Objekten orientieren. Ich versuche jedoch immer, Dinge aus dem Motiv in den Vordergrund zu rücken, ohne schlicht das Gesamtgebilde abzulichten. In der Frankfurter Innenstadt beobachte ich täglich, wie unzählige Touristen vor der Alten Oper das Weitwinkelobjektiv aufschrauben und hektisch das Gebäude aus jeder Perspektive fotografieren. Sie übersehen meist, dass die Fassade des Gebäudes viel mehr zu bieten hat, als man auf einer Aufnahme durch ein Weitwinkelobjektiv erkennen kann. Vielleicht werde ich auch deshalb so kritisch beäugt, wenn ich anstatt dem Weitwinkel- das Teleobjektiv aus der Kameratasche hole.

Der Gänsemännchenbrunnen in Luzern (Schweiz)
Foto: Manuel Murgas

Ich habe es mir deshalb angewöhnt, auf Reisen und Fototouren immer ganz bewusst unterschiedliche Aufnahmen zu machen. Einmal die typischen Touristen-Aufnahmen, die alle Wahrzeichen in vollem Glanze abbilden und dann noch die etwas künstlerischer ausgelegten Aufnahmen, die dann zum Beispiel hier auf meiner Seite erscheinen oder mit denen ich an Wettbewerben teilnehme. Diese Taktik hat sich in den letzten Jahren als sehr sinnvoll erwiesen. Auch für die Präsentation der künstlerischen Aufnahmen eignen sich die zusätzlichen Aufnahmen sehr gut. So kann man zum Beispiel auf der einen Seite des Fotobuchs das Objekt im Ganzen zeigen und auf der gegenüberliegenden sehenswerte Details präsentieren, die man entsprechend herausgearbeitet hat.