Gute Fachgeschäfte sind selten geworden. Elektronikfachhändler und nicht zuletzt das Internet treiben die Jagd nach dem günstigsten Preis voran und lassen so viele kundenorientierte Geschäfte alt aussehen. In diesem Artikel möchte ich eine Lanze für all die tapferen Fachgeschäfte brechen, wobei ich die preisbewussten Käufer auch verstehe.
“Guter Rat ist teuer” sagt der Volksmund und liegt damit gar nicht so falsch. Den einen oder anderen Euro extra muss man schon springen lassen, um in einem Fachgeschäft einen Artikel zu erwerben. Dafür bekommt man in der Regel eine gute bis sehr gute Beratung und vermeidet klassische Anfängerfehler. Ich selbst habe mein gesamtes Kameraequipment bei meinem “Stammfachgeschäft” gekauft. Natürlich konnte man nicht mit den Preisen diverser Onlinehändler mithalten, bot jedoch eine hervorragende Beratung. Dafür bekam ich alles erklärt, bekam Vor- und Nachteile aufgezeigt und konnte alles in die Hand nehmen und ausprobieren. Die Verkäufer waren selbst Fotografen und wussten, wovon sie reden. Ich bekam mehr Informationen, als auf der Verpackung standen. Bei den Folgeeinkäufen zeigte man sich mir gegenüber bisweilen immer sehr kulant. Wir machen “runde” Preise, man kriegt mal eine Kleinigkeit dazu und kann bei Problemen jederzeit vorbeikommen.
Bei vielen potentiellen Kunden sieht die Realität jedoch ganz anders aus: Sie lassen sich umfassend beraten, probieren alles aus und “überlegen es sich dann nochmal”. Mit anderen Worten: Sie gehen nach Hause, setzen sich an den Computer und kaufen bei einem kostengünstigen Onlineshop. Onlineshops haben mit dem Preiskampf kein großes Problem: Sie brauchen weder Ausstellungsräume noch Personal mit entsprechenden produktrelevanten Kenntnissen. Ein großer Lagerraum, eine Plattform zum Anbieten und eine oftmals teure Telefonhotline reichen völlig aus. Die Produktbeschreibungen entstammen nicht selten den Webseiten oder Broschüren der Hersteller und bieten kaum einen Mehrwert an Informationen.
Dieser Trend führt dazu, dass Fachgeschäfte zunehmend auf (gute) Beratung verzichten und stattdessen lieber beim Preiskampf mitmischen. Alternativ bieten sie parallel zu ihrem Geschäft einen Onlineshop an, welcher ähnliche Preise offeriert, wie die reine Konkurrenz aus dem Netz. Wer also Beratung wünscht, schaut im Laden vorbei, wer lieber vom Sofa aus die Kameratasche füllt, muss – mehr oder weniger – ohne auskommen. Eine in meinen Augen beängstigende Entwicklung, da gute Beratung einfach durch nichts zu ersetzen ist. Foren, Blogs, Testberichte und Zeitschriften können einfach nicht so interaktiv beraten, wie das ein Verkäufer tut, der vor einem Regal von unzähligen Kameras und Objektiven steht.
Vielleicht gibt es ja auch einen Mittelweg: Massenprodukte wie Speicherkarten, Akkus und sonstiges Zubehör kaufen wir preisbewusst im Internet und wenn wir Beratung für Kameras und Objektive in Anspruch nehmen, sind wir auch so fair, den Verkäufer dafür zu entlohnen.