Bilder betrachten ohne das Werkzeug zu kennen


Silhouette einer digitalen Spiegelreflexkamera
Illustration: Manuel Murgas

Jeder von uns kennt es: Man klickt sich so durch ein Fotoforum und liest unter jedem Foto das verwendete Werkzeug (Kamera, Objektiv, Stativ, Externer Blitz, Filter etc.). Das kann manchmal ganz interessant sein, lenkt jedoch zu oft vom wesentlichen ab, dem Motiv. Ich selbst gebe diese Daten oft mit an. Warum? Weil es die Leute zu interessieren scheint. Beobachten Sie es einfach mal selbst in diversen Foren, die Frage nach dem verwendeten ”Equipment” kommt sofort. Ich hatte mich im September des vergangenen Jahres bereits über dieses Phänomen ausgelassen.

Doch was hat es auf sich, mit dieser Bewunderung des teuren Oberklasse-Equipments und wieso kommen wir immer wieder zu dem Schluss, dass Fotos von einem Profi-Modell besser sein müssen, als die von einem Modell für fortgeschrittene Hobbyfotografen? Ich glaube es liegt vor allem in der Erwartungshaltung, die wir gegenüber dieser “Traumausrüstung” hegen. Wie gerne würden wir mit den längsten Brennweiten und Megapixel-Boliden durch die Gegend rennen und losknipsen.

Bei meinen Touren durch diverse Foren, Fotoportale und Blogs stelle ich immer wieder fest, dass die Kamera eigentlich überhaupt nicht entscheidend dafür ist, was am Schluss dabei entsteht. Viel mehr ist der geschickte technische sowie stilistische Einsatz der Ausrüstung von Bedeutung. Man kann durchaus brauchbare Fotos mit einem einfachen Tele-Zoom-Objektiv für 300 Euro machen. Sicherlich werden wir hier keine besondere Lichtempfindlichkeit antreffen und auch die Abbildungsleistung wird uns nicht vom Hocker hauen. Dennoch lassen sich brauchbare Resultate damit erzielen. Umso verwunderlicher, wenn Leute an Sehenswürdigkeiten mit einer Mittel- bis Oberklasse-Kamera dastehen und ein (verhältnismäßig) billiges Objektiv verwenden. In diesem Fall lieber eine gute Kamera mit gutem bis sehr gutem Objektiv.

Aber zurück zu den Fotoportalen und der Bildbetrachtung. Ich schaue mir besonders gerne Fotos an, bei denen ich die verwendete Kamera (und Objektiv) nicht kenne. Ich gehe generell nicht davon aus, dass jemand mit einer teuren Kamera bessere Fotos macht. Ein Profi braucht kein teueres Equipment, um gute Fotos zu machen. Im alltäglichen Gebrauch macht es mit Sicherheit sinn, schon der dauernden Belastung wegen, aber es ist nicht zwingend notwendig – zumindest nicht für das direkte Resultat.

Wer einfach mal auf den technischen Schnick-Schnack verzichtet und nur das Motiv und die stilistischen Mittel betrachtet, wird feststellen, dass viele Leute besser fotografieren können, als ihr ”Equipment” es Ihnen zu verraten vermag.